"Gegen Terroristen, die den Tod nicht fürchten, weil in ihrem Kopf das Versprechen einer skurrilen Belohnung für ihre Taten im Jenseits spukt, kann man nichts ausrichten." (Dr. Bernd Warkentin, Lörrach)
In diesem Statement verdichtet sich das ganze Wesen der falschen Antworten auf den Terrorismus:
Wenn die Lage sich so darstellt, wie in obigem Zitat anskizziert, dann brauchen wir nur zu extrapolieren und schon können wir uns die Lage noch schlimmer vorstellen, als sie gegenwärtig ist: Angenommen, ein solcher Terrorist besitzt den Druckknopf für eine Atombombe. Theoretisch ist dies möglich. Hier jedoch ist es nur ein Gedankenexperiment. Was aber sagt uns die Vorstellung von einer solchen Konstellation? Dass es eben Formen der Bedrohung gibt, die von außen nicht beherrschbar sind, z. B. mit dem Mittel des klassischen Krieges oder dem Gewaltmonopol des Rechtsstaates.
Was also tun? Von außen nicht regulierbar, also müssen wir das Problem von innen anpacken: eine uralte Strategie, jedoch seltsamerweise in diesem Zusammenhang völlig aus dem Blick geraten ist. Zugegebenermaßen sind die Zugänge zu letzterer Strategie schwierig und sie erfordern die volle Präsenz unserer kulturellen Potenz:
1) Bis zum Beweis des Gegenteiles ist jeder Mensch unendlich, obiger Terrorist hat
Vater und Mutter, vielleicht auch eigene Kinder, die ihn aus großen Augen
anschauen. Auf ihn hat sich möglicherweise riesiges Unglück versammelt. Dies ist
kein Grund, ihn zu schonen, wenn wir ihn unschädlich machen können. Jedoch
sollten wir bei der Interaktion mit jedem Menschen die genuine Würde des anderen erkennen, die uns z.B. mit zur Ablehnung der Todesstrafe geführt hat. Diese innere
Haltung ist wichtig beim Umgang mit dem Problem und dessen Bekämpfung.
2) Unser allergrößtes Interesse sollte der Frage gelten, wie es in den Gehirnen der
Terroristen aussieht und wie sie zu ihrem aktuellen Zustand gekommen sind. Um
andere Denkebenen zu nehmen: Sie (die Terroristen) sind Gebilde, die durch die
generativen Kräften unserer Zeit (die wir gestaltet haben) "geboren" wurden. So
gesehen sind sie ein Teil von uns. Wenn wir sie nicht verstehen, hilft nur Annäherung
und Dialog. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, sich als Fragender einem
lebenden System zu nähern. Möglicherweise sagt der Leser nun: "Da lachen ja die
Hühner." Aber wir haben es mit einer extrem schwierigen Aufgabe zu tun und diese
erfordert extreme Antworten.
3) Wie kann Annäherung praktiziert werden? Dies ist eine sehr schwierige operative
Frage, Stichworte:
- Anfrage und Bitte um Kontakt seitens der offiziellen Politik
- Versuch zur Acquise von Personen oder Gruppen, die bereit sind, außerhalb der
etablierten Politik Kontakt mit Terrorgruppen aufzunehmen.
- Religiöse Instanzen müssen versuchen, in Dialog zu treten.
- Aus vorhandener Datenlage recherchieren, welche Kontakte mit ernst zu
nehmendem Dialog zwischen "uns" und den Terroristen es bereits gab. Solche
Begebenheiten als extrem wichtig einstufen und Ausbau und Nachfolge
generieren.
- Sicher ergeben sich noch weitere Möglichkeiten, wenn man unter dem Blickwinkel
der hier anskizzierten Denkwege vorgeht.
4) Kriege oder Gewaltanwendung, legal wie illegal, führten bisher immer zum Abbruch
der gegenseitigen substantiellen Erklärung (mit Ausnahme bestimmter
Minisegmentes wie z.B. der Geheimdiplomatie). Es war jeweils der
gegebenenfalls guten Partei nicht möglich, die Denkwege der gegebenenfalls
bösen Partei zu erkennen. Man stelle sich vor, es wäre 1941 einer Gruppe Menschen
möglich gewesen, mit dem Ungetüm Hitler in einen substantiellen Dialog zu treten
und ihn so zu beeinflussen, dass er einen Teil seines Unrechts erkannt und anders
gehandelt hätte. Sicher nähern sich solche Gedanken dem Unmöglichen. Jedoch
der Kern des hier skizzierten Ansatzes umfasst u.a. zwei Dinge: Zum einen bietet
unsere Welt eine ungeheure Vielfalt an Möglichkeiten, wie Aufgaben zu bewältigen
sind und zum anderen gefährdet und belastet uns das Problem des internationalen
Terrorismus so stark, dass wir es uns nicht leisten können, schwierige und
unkonventionelle Lösungswege, die stark vom Meinungsbild der breiten Masse
abweichen, von vornherein auszuschließen. Unmögliche Lösungen sind so lange
unmöglich, bis einer kommt und es macht.
Übergeordneter Gesichtspunkt: Obige Darlegung verstehe ich als gleichberechtigtes Hinzutreten zu den jetzt bereits bestehenden Maßnahmen von staatlicher Seite. Diese sind sicher sinnvoll und notwendig, werden aber alleine das Problem nur schwer lösen können.
uptung unsinnig, dass man gegen obige Terroristen nichts machen könne.