Buchloe, 24.01.05
Kommentar zu Interview mit Anna Netrebko SZ v. 22.01.05 (Fr. N gilt als schönste Operndiva der Welt):
Interview:
„Haben Sie schon mal einen Mann getroffen, der sich nicht in Sie verliebt hat?“ -Antwort: „Wie bitte?“
Wie in dieser Frage angerissen, hat das Interview die Farbe der Verehrung, bzw. die Darstellung eines Ideenraumes, dass quasi dieser Frau die Welt zu Füßen liegen mag. Es ist von den Vorzügen Ihrer Erscheinung in vielen Formen die Rede.
Ein solcher Ideenraum dieses Interviews wirft mehrere Fragen auf:
- Warum werden durch die Medien Berühmtheiten dieser Welt mit Eigenschaften besetzt, die weit ab von der Realität sitzen? Der Interviewer setzt, auch wenn er es selbst innerlich nicht glaubt, für die interviewte Dame eine Welt voraus, die quasi nur allerhöchst und göttlich ist.
- Welche Elemente sind es, die eine solche Verzerrung der Realität bewirken? Liegt es in Bewegungsdrang unserer Welt, dass quasi Leitbilder nach oben gespült werden müssen, die sich in den Köpfen der Mitbürger als Inhalte aufbauen die nicht mit der Realität übereinstimmen.
- Unsere Welt zeigt vielfach Bilder der Verquickung von Wirklichkeit und Vision. Ist die hier nahegelegte Vision in der heutigen Zeit mehr in Verwendung als in früheren Jahrhunderten? Ist der Gebrauch der nahegelegten Visionen durch das Publikum ein Zeichen für die heutige Neigung, Realitätsverlust zu akzeptieren?
- Ist das angesprochene Strukturmerkmal „Realitätsverlust“ ein Indikator für Dekadenz in unserer Gesellschaft? Oder zeigt es in positivem Sinne die Neigung des Menschen, Fantasie zu entfalten?