Die Konfrontation mit der oben genannten Möglichkeit (nur die Überschrift gelesen) zwang mich zum Nachdenken. Das Ergebnis der folgenden Überlegung ist zwar trivial, aber trotzdem ist es wert, niedergeschrieben zu werden, weil die darin sich abbildende Erfordernis bei uns kaum Beachtung findet. Eine Hauptbewegungslinie in unserem Dasein könnte sein, als Gedankensplitter gesetzt: Die naturwissenschaftliche Entwicklung schreitet schneller voran als die Entwicklung des Menschen. Es sind also zwei Evolutionsschienen festzuhalten: Die nicht so offensichtliche ist die des Menschen und die gut erkennbare diejenige der Naturwissenschaften. Im weitesten Sinn sind die verfügbaren Instrumente des Menschen die aus den Naturwissenschaften generierten Möglichkeiten, die sich also rasant weiter entwickeln, der Mensch selbst dagegen wohl weniger.

Aber ist es überhaupt notwendig, dass sich der Mensch weiter entwickelt? Konsens: selbstverständlich (nur ein Stichwort: bessere Ausbildung). Aber wenn ja, wie verteilen wir unsere Gewichtung der zu wünschenden Entwicklung auf die beiden „Schienen“? Die aktuelle Gestaltung der Welt weist eindeutig aus: Die Entwicklung des Menschen hat einen ganz geringen Stellenwert. Welche atemberaubende Entwicklung hat im Vergleich dazu die Elektronik hinter sich.

Die beschriebene Ambivalenz legt bestimmte Gedankenzüge nahe: Einerseits sollten wir einen Konsens setzen über sinnvolle Evolution. Wir können etwa sagen, dass eine Entwicklung gut ist, wenn sie nachhaltig die Existenz des Menschen verbessert und sein Streben nach Glück effektiver macht. Andererseits sollten wir entscheiden, welchen Entwicklungsprozess wir für wichtiger halten, den des Menschen oder den seiner Instrumente (= z. B. der Naturwissenschaften). Sofort drängt sich mir da ein Vergleich auf:

Wenn beim Sport eine bessere Leistung erzielt werden soll, so kann man die Geräte und die äußeren Bedingungen verbessern, z. B. bessere Laufschuhe, einen besseren Stab beim Stabhochsprung, bessere Schi, beim Schwimmen die optimale Wassertemperatur herstellen, um die Leistung zu optimieren. Aber jedermann wird klar sein, dass der wichtigste Ansatzpunkt die Funktionsfähigkeit des Körpers des Athleten ist: seine Muskeln, seine neuronale Umsetzungsfähigkeit, seine Ausdauer. Im Zentrum der Aktionseinheit Athlet plus zugehöriges Aktionsfeld muss also primär angesetzt werden, also beim Menschen, erst sekundär bei den Geräten und den äußeren Bedingungen.

Bei unserem Streben nach Glück oder nach der Verbesserung unserer Existenz verhalten wir uns genau umgekehrt: Wir basteln mit heroischem Aufwand an den äußeren Bedingungen, aber die zentrale Instanz der einschlägigen Aktionseinheit (Mensch plus Welt) zur Verbesserung ist der Mensch selbst, und diesen lassen wir vergleichsweise völlig unbeachtet, was seine Weiterentwicklung anbelangt. Das ist schon ziemlich unsinnig.